August Best

August Best. Selbstporträt

August Ernst Carl Best wurde 1837 im mecklenburgischen Wittenburg geboren. Sein Vater Gottlieb war Strohhutfabrikant. August Best hatte mindestens vier Geschwister. Er war Lehrer und Fotograf in Dassow.

 Zwei CDV aus der Dassower Zeit von August Best.
© für diese drei Abbildungen: Bernd Wollschläger, Ludwigslust

Visitformat
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1870 heiratete August Best die gebürtige Dassowerin Olga Krüger (*1848 †1916).

Olga Best geb. Krüger

1873 zog die Familie nach Rostock.
Sein erstes Rostocker Atelier richtete August Best am Hopfenmarkt 28 ein. Nach dem Umzug von Best 1887 in die Blutstraße 14 wurde das Atelier am Hopfenmarkt noch viele Jahre genutzt. Der letzte Fotograf am Hopfenmarkt war Friedrich Rüsbüldt von 1910 bis 1912.

Hopfenmarkt 28, 1885/86, Aufnahme von Friedrich Miede. Kabinettformat

Im vorderen Teil des Hauses befand sich der Schuh- und Stiefel-Bazar von Herrn Liebenthal und das Decorations-Magazin und die Tapeten-Handlung von Carl Finger und Ernst Fietense.

Bildauschnitt: Links am Eingang der Schaukasten des Ateliers.
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Rostocker Zeitung, 02.02.1875

Das Atelier befand sich im hinteren Bereich des Erdgeschosses, im Hof stand ein Glashaus, in dem Best die Aufnahmen machte.
Überliefert sind von Best auch Ansichten von Gebäuden, in meinem Bestand sind jedoch nur Visitporträts.

Bei diesem Bild handelt es sich um ein sogenanntes Bombé- oder auch Camée-Porträt aus den 1870er Jahren. Das oval vignettierte Porträt wurde mittels Prägung nach vorn gewölbt.

Rückseite des Bombé-Bildes
CDV mit einer relativ seltenen Torbogen-Vignette

Es wird wohl kein Zufall sein, dass der Schriftzug auf der CDV-Rückseite doch einige Ähnlichkeiten mit dem Originalschriftzug von August Best aufweist.
                Ausschnitt aus dem Mecklenburgischen Volkszählungsbogen 1900.

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Rostocker Anzeiger, 02.08.1883
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Rostocker Anzeiger, 04.01.1884

Aus den Jahren 1883/84 sind einige aufschlussreiche Zeitungsannoncen überliefert:Die Technik war nun also so weit, dass die Belichtungszeit „bei günstigem Licht“ so kurz war, dass die Modelle auf einen Kopfhalter verzichten konnten.Auch hier wird auf die Notwendigkeit von entsprechender Helligkeit verwiesen.

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Rostocker Anzeiger, 28.10.1883

Mit dem Trockenverfahren war die Benutzung einer mit Ammoniak behandelten Suspension von Silberbromid und Gelantine gemeint, die auf Glasplatten aufgetragen wurde.
Die Trockenplatten zeichneten sich gegenüber den bisher genutzten nassen Kollodiumplatten durch ihre Haltbarkeit aus. Da die neuen Platten sechs bis zehnmal empfindlicher als Kollodiumplatten waren, erlaubten sie Aufnahmen mit erheblich kürzeren Belichtungszeiten. Die Platten wurden in Fabriken hergestellt und waren im Handel für Jedermann erhältlich. Sie bildeten einen entscheidenden Impuls für die Entwicklung der Amateurfotografie.
Bei den „antiplanetischen Objectiven“ war Herr Best wohl auf einem anderen Stern unterwegs. Gemeint sind sehr wahrscheinlich aplanatische Linsen, die Momentaufnahmen, also kurze Belichtungszeiten zuließen und verzerrungsfrei, „ohne jegliche Verzeichnung“ abbildeten.

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Rostocker Zeitung, 30.11.1884

1885 stellte August Best bei der XIV. Wanderversamlung des Deutschen Photographen-Vereins in Heidelberg aus und wurde für seine Strandbilder mit einem Vereinsdiplom ausgezeichnet. (mehr dazu bei August Best – Zugaben)

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Rostocker Anzeiger, 05.10.1887

Am 05.10.1887 zog Best in sein neues Atelier in der Blutstraße 14.

Ausschnitt aus einer Aufnahme der Blutstraße von ca. 1870. Rechts das zweite Haus ist die Blutstraße 14, das Best 1887 gekauft hatte und anschließend umbauen ließ. (Repro aus DDR-Zeiten)
Plan für den Umbau des Hauses Blutstraße 14, wohl von 1887. (Rechte: HRO, Bauamt, Veröffentlichung mit Genehmigung des Hauseigentümers)
Ausschnitt aus der obigen Darstellung. Gut zu erkennen ist der Schriftzug „AUG. BEST. PHOTOGRAPH“
Ausschnitt aus einem Foto von der Marienkirche herunter, wohl von 1899. Das Glasdach ist gut zu erkennen. Dass es den Turm nicht gab, lässt sich mit diesem Bild (leider) nicht beweisen. (Bildrechte: HRO, Stadtarchiv)

Gut erkennbar im Dachgeschoss die große Glasfront des Fotografischen Ateliers, die auch einen Teil der Dachfläche einnimt. Allerdings ist dieser Plan wohl nie in dieser Form umgesetzt worden. Der Erker wurde ohne Turm in der Hausmitte realisiert. Die Ursache der Planänderung ist wohl darin zu suchen, dass der Turm in den Vormittagsstunden einen Schatten auf das Glasdach geworfen hätte.

Am 08.10.1887 stellte Best den Antrag an Großherzog Friedrich Franz III., ihn zum Hofphotographen zu ernennen. Dabei verwies er auf seine „sogenannten Momentaufnahmen, Stimmungsbilder von der Ostsee,“ sie „wurden auf der Ausstellung deutscher Photographen in Berlin für diese Gattung von Bildern mit dem ersten Preise prämiirt.“ Welche Ausstellung das war, ist mir nicht bekannt, auch findet sich auf den Untersetzkartons diese Auszeichnung nicht. Außerdem erwähnte Best Arbeiten für die Herren Schatz und Madelung, Ober- und Geheim-Medicinalräte an der Rostocker Universitätsklinik und erbrachte Referenzen des Präsidenten des Oberlandesgerichts Dr. Budde und des Senators und Polizeidirektors Dr. Becker.
Der Rostocker Bürgermeister Dr. Giese nahm nach diesbezüglicher Aufforderung durch das Hofmarschallamt Stellung zu dem Gesuch von Best. Dem Schreiben von Giese ist zu entnehmen, dass August Best 1873 mit Ehefrau und zwei Kindern von Dassow nach Rostock übersiedelte. Giese teilte weiterhin mit, dass bei der Polizei nicht Belastendes zu Best vorliege. Und auch über die Besitzverhältnisse wurde berichtet. Best „scheint ein solider und betriebsamer Mann zu sein, auch Vermögen zu besitzen, da er sich ein großes an der Blutstraße hieselbst gelegenes Haus gekauft hat, welches er ausbauen läßt.“
Am 31.10.1887 wird vom Hofmarschallamt verfügt, den Titel an Best zu geben.
Dazu findet sich ein Vermerk des Hofmarschallamts:
„Inseratur in das Regierungsblatt
Dem Photographen August Best in Rostock ist der Character als Hofphotograph Allerhöchst verliehen worden.
Schwerin, am 31. October 1887“

Am 10. November 1887 werden in der Rostocker Zeitung die wesentlichen Inhalte des aktuellen Regierungsblatts wiedergegeben:

Visitporträt von Walter Naeser aus Dippoldiswalde, der vom Sommersemester 1889 an drei Semester Jura in Rostock studierte und in dieser Zeit in der Großen Moenchenstr. 29 wohnte. Naeser war Mitglied der Burschenschaft Obotritia.

Rückseite des obigen Visitporträts

Unten rechts wird auf die Ehrung von Heidelberg verwiesen. Außer der Auszeichnung ist oben links das Wappen des Großherzogs zu erkennen, das auf den Hofphotographentitel hinweist. Und wenn man ganz genau hinsieht, kann man links unten lesen: Musterschutz A.L.
Der Musterschutz oder wie man heute sagen würde das Copyright galt nicht dem Bild von August Best sondern der Gestaltung des Kartons. Hergestellt und gestaltet wurde der Untersetzkarton vom Lithographen Alex. Lindner aus Berlin. (mehr dazu bei August Best – Zugaben)

Dieses Visitporträt eines Jungen in Schuluniform zeigt Hans Paul Werther, Sohn von Wilhelm Werther, der zunächst Verleger und Buchhändler war und später Direktor der Rostocker Sparkasse und Senator wurde. Wilhelm Werther war der Vorbesitzer der Blutstr. 14. Er kaufte im November 1887 ein neues Haus samt Grundstück in der St. Georgstraße von Maurermeister Berringer.

Kabinettfoto mit Hans Paul Werther und Schwestern (?)

Die Familie Werther blieb dem Atelier auch einige Jahre treu, nachdem es August Best abgegeben hatte.

August Best trat 1887 dem Kunstverein bei und wurde bis 1908 in den Verzeichnissen als zahlendes Mitglied geführt; 1909 handschriftlicher Vermerk „nicht bezahlt“.

1892 nahm Best an der Mecklenburgischen Landes-Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Rostock teil. Im Ausstellungskatalog ist er in der Abteilung Kunstgewerbe verzeichnet:
Aug. Best, Hof-Photograph, Rostock. Grosse Photographien auf Bromsilberpapier; zwei Seebilder, á 50 M, zwei Warnemünder Typen, á 30 M.
Im Anmeldungsjournal sind die Ausstellungsstücke etwas anders beschrieben:

lfd Name Wohnort Ausstellungsgegenstand Gruppe Raum
515 Aug. Best
Photograph
Rostock Lebensgroße Photographien von hiesigen Persönlichkeiten XII 17,5 m² Ic

Insgesamt beteiligten sich 14 Fotografen an der Ausstellung, davon acht aus Rostock. Neun Fotografen wurden ausgezeichnet, fünf davon aus Rostock. Best erhielt keine Auszeichnung, die beiden anderen vertretenen Hofphotographen Michaelsen aus Wismar und Lorenz aus Güstrow erhielten hingegen Silbermedaillen; die höchste Auszeichnung, die an Fotografen vergeben wurde. Im September wurde dem Atelier Steenbock und Sohn in Würdigung der Leistungen zur Landes-Gewerbe- und Industrieausstellung der Hofphotographentitel verliehen.

Anfang November, letztmalig am 12. November, veröffentlichte der Rostocker Anzeiger folgende Annonce:best-ra-1892-11-09-klein

Kabinettformat, Rückseite blanko

Warum er nur wenige Tage später, am 20.11.1892 das Atelier an Eduard Lühr übergibt, ist unklar.
August Best lebte bis 1909 in der Blutstraße 14. 1907 / 1908 verkaufte Best das Haus an Fr. Rubien Fahrrad-Industrie. August Best zog in das Haus seines Sohnes Friedrich in die Prinzenstr. 5.
August Best stirbt am 27.03.1912.
„Sterberegister 1912, Nr. 492
Rostock, am 28. März 1912
Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, die Leichenkleiderin Frau Bertha Karsten, wohnhaft zu Rostock, Feldstraße Nr. 60, und zeigte an, daß der Rentner August Ernst Carl Best, 74 Jahre alt, lutherischer Religion, wohnhaft zu Rostock, Prinzenstraße Nr. 5, geboren zu Wittenburg i/M., Ehemann der Olga, geborene Krüger, in Rostock, Sohn des Böttchermeisters Gottlieb Best und dessen Ehefrau Therese, beide zu Wittenburg verstorben, zu Rostock am sieben und zwanzigsten März des Jahres tausend neun hundert zwölf vormittags um elf drei viertel Uhr verstorben sei.“              Rostocker Anzeiger, 28.03.1912

 

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