Von den Arnolds finden sich vier Familienmitglieder als Fotografen in den Adressbüchern: A., H., W. und die Witwe A. Arnold.
Dabei handelt es sich um Adolph Arnold, seine Frau hieß Adolfine, H. und W. waren die Söhne Hans und Wilhelm. (Bei Wilhelm ist der Verwandtschaftsgrad nur eine sehr wahrscheinliche Vermutung.)
Adolph Arnold betrieb sein Atelier von 1884 bis 1892 am Hopfenmarkt 14. Er war zuvor als Fotograf in Stolp in Pommern (heute Slupsk in Polen) in der Präsidentenstraße 5 ansässig gewesen, spätestens seit 1866.
Die Gestaltung der Rückseite hat Arnold an seinen neuen Arbeitsort anpassen lassen.
… und noch die Bildseite:
Das Kind steht nicht neben sondern auf einer Bank, damit es nicht so klein wirkt. Es hält eine Peitsche in der rechten Hand. Auf der Bildrückseite ist der Name des Kindes vermerkt, es ist ein Junge (!).
Auf den Rückseiten der Untersetzkartons der Visitporträts ist die Ehrung von der Landwirtschaftlichen Ausstellung in Stolp abgebildet.
Kabinettfoto, um 1890. Um die ausstaffierten Damen ins rechte Bild zu setzen, wurde doch deutlich mehr Atelieraussattung um die Modelle gruppiert als auf den obigen Bildern.
Der Hopfenmarkt. Aufnahme um 1885. Rechts im Anschnitt Hopfenmarkt 15, links daneben die Nr. 14. Zwischen den oberen Fenstern ist auf die Hauswand geschrieben: Photographisches Atelier von A. Arnold.
Die abgebildete Fensterfront des Hauses war von den Lichtverhältnissen her für ein Atelier unzureichend. Das Atelier von Adolph Arnold im Hopfenmarkt 14 wird sich im Hinterhaus oder im Hof befunden haben.
Hopfenmarkt 14, heute Kröpeliner Straße 27, (das hellblaue), Aufnahme von 2012
Auf dieser Mondscheinkarte, die an einem sonnigen Nachmittag aufgenommen wurde, ist das Atelier rechts neben dem 1888 eingeweihten Hotel „Rostocker Hof“ gut zu erkennen.
Bildausschnitt. Zwischen den Fenstern recht gut zu lesen: Atelier für Photographie von A. Arnold.
Bei der zeitlichen Bestimmung der Aufnahme gab es eine kleine Überraschung. Das Foto entstand frühestens 1895. Zu diesem Zeitpunkt war Adolph Arnold bereits drei Jahre tot. Beleg für den frühestmöglichen Aufnahmezeitpunkt ist das Namensschild M. Rickmann; im Bildausschnitt rechts zu erkennen. Die Leinen- und Weißwaaren-Handlung von Fräulein M.Rickmann findet sich erstmalig 1896 im Adressbuch. Arnolds Nachfolger H. Grass hat also zumindest einige Zeit den alten Namen des Ateliers an der Fassade beibehalten.
Zurück zu Adolph Arnold. Im Jahr 1892 nahm er an der Mecklenburgischen Gewerbe- und Industrieausstellung in Rostock teil. Auf der Ausstellung waren 13 Fotografen vertreten, davon acht aus Rostock (und keiner aus Schwerin). Arnold hatte sich für die Zeit der Ausstellung, sie fand im Juni und Juli statt, eine Fläche von 4 m² gemietet. Der Fotograf Breithaupt aus Ribnitz begnügte sich mit einem Quadratmeter, die Rostocker Fotografen Steenbock und Sohn nahmen 36 m².
Für verdienstvolle Leistung bekam Arnold einen Ehrenpreis. Der Rostocker Fotograf Raphael Peters erhielt eine Silbermedaille, Steenbock und Sohn wurden zu Hof-Photographen ernannt.
Kurz danach zog Adolf Arnold an den Hopfenmarkt 28, wo seine Frau im Oktober 1892 ein Atelier eröffnete (weiter unter mehr dazu)
Am 15.11.1892 starb Adolf Arnold.
„Sterberegister 1892, Nr. 847
Rostock, am 16. November 1892
Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, die Leichenkleiderin Frau Wilhelmine Stuhr, wohnhaft zu Rostock, Buchbinderstraße Nr. 7, und zeigte an, daß der Photograph Adolf August Arnold, 72 Jahre alt, lutherischer Religion, wohnhaft zu Rostock, Hopfenmarkt Nr. 28, geboren zu Stolp i/P, Ehemann der Adolfine, geborene Claussen, zu Rostock, Sohn des Landschaftssekretairs August Arnold und dessen Ehefrau Friederike, beide zu Stolp verstorben, zu Rostock am fünfzehnten November des Jahres tausend acht hundert neunzig zwei Nachmittags um fünf Uhr verstorben sei.“
Zum Engagement Arnolds im öffentlichen Leben ist wenig bekannt. Etwas überraschend fand sich sein Name in der Mitglieder-Liste des Photographischen Vereins zu Berlin des Jahres 1888. Von den 209 Mitgliedern waren mit dem Schweriner Hof-Photographen Edmund Behnke und dem Warener L. Schmidt zwei weitere Mecklenburger im Verein vertreten.
Wilhelm Arnold, Portraitmaler und Photograph, hatte im Oktober 1892 das Atelier Hopfenmarkt 14 übernommen.
Atelierwerbung auf einem Kabinettbild. Unter A. Arnold der Hinweis auf den neuen Inhaber. In der Mitte sind die Ehrungen aus Stolp und von der Rostocker Gewerbeausstellung zu sehen.
Auch ein kleines Format hat sich erhalten:
Anfang des Jahres 1893 stand obige Annonce mehrfach im Rostocker Anzeiger, letztmalig am 03. März. Zu diesem Zeitpunkt hatte Wilhelm Arnold das Atelier bereits an Hermann Grass übergeben, wie aus einer Annonce vom 05.03.1893 hervorgeht. H. Grass nutzte in seiner Anfangszeit die Untersetzkartons von Wilhelm Arnold. Auf der Rückseite des Kartons verewigte sich der neue Atelierinhaber.
Ein Artikel in den Mecklenburgischen Monatsheften (Heft 12, 1928) gibt Auskunft über Wilhelm Arnold. Unter der Überschrift „Zum 60. Geburtstag von Professor W. Arnold“ ist dort zu lesen: „Der bekannte Jagdmaler, Prof. W. Arnold, stammt aus Stolp in unserem Nachbarlande Pommern, wo er am 3. Dezember 1868 geboren wurde. Einen Teil seiner Jugend verlebte er in Rostock; hier absolvierte er auch 1886 das Realgymnasium und studierte darnach 1891 und 1892 bei Paul Meyerheim, dem Tier- und Genremaler, in Berlin. Von 1895 bis 1901 unternahm er größere Studienreisen … Durch seine immer mehr in das Geheimnis der Tierwelt eindringenden naturnahen Gemälde und Zeichnungen, sowie durch eine große Zahl von Illustrationen wurde er bald bekannt. …“
Arnold lebte von 1905 bis 1913 als Kunstmaler in Rostock. Dabei wechselte er mehrfach die Wohnadresse. Zu seinen Kunden gehörte im Jahr 1905 der Mecklenburgische Großherzog Friedrich Franz IV. Der hatte das Jagdbild „Waldpartie mit Hirsch bei Ludwigslust“, das ihm Arnold wohl angeboten hatte, behalten. Das Großherzogliche Kabinett bot Arnold 800 Mark Honorar an. Arnold erwiderte, dass er eigentlich zumindest die Selbstkosten von 1200 Mark für das Bild haben wolle, aber bereits sei „es mit M 1000 in Rechnung zu stellen.“ Arnold erhielt 1000 Mark. Letztmalig stand Arnold, mittlerweile in Hamburg lebend, im Jahr 1927 mit dem Großherzoglichen Kabinett in schriftlichen Kontakt.
Um 1910 hatte Arnold wohl einen Postkartenverlag, den Phönix-Verlag, über den er seine in Ostseebädern gemalten Ansichten vertrieb:
Eine weitere und letzte Spur hat sich noch gefunden. Kurz nach Ende des 2. Weltkriegs war Arnold Mitglied der Vereinigung Bildender Künstler Steiermarks.
Adolfine Arnold schickte am 10.Oktober 1892 an die Polizeibehörde Rostocks „die ergebene Mitteilung, dass ich mit dem morgenden Tage, ein photographisches Geschäft, unter der Firma „Berliner Atelier f. Photographie“ im Hause des Herrn R. Müller, Hopfenmarkt 28 hier, für eigene Rechnung eröffnen werde.
Hochachtungsvoll
Frau Adolfine Arnold.
Wittwe“
Der Titel „Berliner Atelier“ war um die Jahrhundertwende ein durchaus geläufiger Name für ein Atelier, es ist (mir) allerdings nicht klar, ob damit auch besonderer Service o.ä. zu verbinden ist. Typisch ist, dass sich Frauen als Atelierinhaberinnen oft hinter derartigen Namen „versteckten“.
Am Hopfenmarkt 28, heute Kröpeliner Straße 82 und Sitz der Stadtbibliothek, befand sich seit 1874 ein Photographisches Atelier. Erster Betreiber war August Best, dem 1888 Friedrich Sewohl folgte. Das Atelier befand sich parterre, die Aufnahmen wurden wahrscheinlich im Garten oder einem rückwärtigen Anbau gemacht.
Im Vorderhaus hatten August Strübing und Carl Fietense ihre Läden: Aug. Strübing, Kaufmann, Special-Geschäft in Damen- und Herren-Schneiderei-Artikeln; Carl Fietense, Decorations-Magazin und Tapetenhandlung
Ausschnitt des Hauseingangs. Links am Eingang ist ein Schaukasten mit Werbung für den Fotografen im hinteren Teil des Hauses.
Am 1. Juni 1893 übergab Adolfine das Geschäft an ihren Sohn, Hans Arnold, „und zwar für seine alleinige Rechnung.“ Auf den Betreiberwechsel findet sich kein Hinweis in den Tageszeitungen.
Einen Monat nachdem die obige Anzeige in der Zeitung zu lesen war, schrieb Frau Arnold am 14.06.1894 an die Polizei, „daß ich mein photographisches Geschäft, „Berliner Atelier“ Hopfenmarkt 28, welches bisher mein Sohn, Hans Arnold, in Pacht hatte, an den Photographen, Herrn Max Seyffart, verkauft habe, derselbe übernimmt das Geschäft morgen, dem 15. Juni und wird es in der bisherigen Weise weiterführen.
Hochachtungsvoll
Wwe. Adolfine Arnold“
Ob das untenstehende Bild von Frau oder Hans Arnold gemacht wurde, ist nicht gewiss, aber wahrscheinlich.
Der Nachfolger der Arnolds, Max Seyffarth, übernahm den Namen „Berliner Atelier“ und setzte seinen Namen hinzu.
In den Adressbüchern der Jahre 1895 ff. finden sich die Arnolds (mit Ausnahme von Wilhelm 1907-1913) nicht mehr.