Aufgrund der überlieferten Bauzeichnungen, der Adressbücher und Zeitungsinserate ist davon auszugehen, dass es zwei Erweiterungsbauten des Wertheim-Warenhauses in der Apostelstraße gab. 1905 wurden die Grundstücke Apostelstraße 5 und 6 bebaut, 1911 die Grundstücke Apostelstraße 7 bis 10.
Das Fotoatelier wurde sehr wahrscheinlich mit dem ersten Anbau 1905 völlig neugestaltet. Die Wand zwischen Empfangsraum und Ankleidekojen (Bild unten) ist die Außenwand des Ursprungsbaus, die linke Wand des Tageslichtsateliers ist der Abschluss des Anbaus 1905.
Bei dem Tageslichtatelier ist aufgrund der Bauzeichnungen und der erhaltenen Fotografien davon auszugehen, dass es mit dem Erweiterungsbau 1905 eingerichtet wurde, das Kunstlichtatelier wurde eventuell erst 1911 eröffnet.
Die Kröpeliner Straße verläuft im obigen Bild von mittig unten schräg nach rechts hoch. Im Vordergrund ist das Kaufhaus Zeeck an der Ecke Kröpeliner Straße/ Kuhstraße zu erkennen, dahinter das Warenhaus Wertheim, das sich weit in die Apostelstraße hinein erstreckt. Das Dachfenster des Fotoateliers ist rot markiert.
Es folgt eine vergrößerte Darstellung: bläulich sind die Fenster des Tageslichtateliers markiert, an dem roten Streifen kann nachvollzogen werden, wo der Erweiterungsbau von 1911 ansetzt.
Im Jahr 1907 wurde der Name „Globus-Atelier“ durch „Atelier Wertheim“ ersetzt. Auf eine Straßenbezeichnung auf den Untersetzkartons wurde ebenso verzichtet wie auf eine Gestaltung der Rückseiten.
(Nachfolgende Bilder sind wenn nicht anders vermerkt Visitformate.)
Auch wenn obiges Bild einen anderen Eindruck vermittelt, die zumeist schlichte Gestaltung des Bildhintergrunds wurde beibehalten. Der Hintergrund mit der angedeuteten Fußleiste im folgenden Bild wurde oft verwendet.
Die junge Frau ist Tochter einer alleinstehenden Näherin.
Abgebildet ist Gerda Meissenburg. Da Gerda 1879 geboren wurde, muss diese Abbildung die Reproduktion einer älteren Aufnahme sein, was kaum zu erkennen ist. Weitere Aufnahmen mit Gerda siehe auch hier: http://werner0304.alfahosting.org/wordpress/?page_id=1057
Die beiden folgenden Fotografien stammen aus dem Nachlass der Wertheim-Fotografin Else Gribnitz und heben sich deutlich von der Alltagsware ab.
Neben der Bezeichnung „Atelier Wertheim“ finden sich auf den Untersetzkartons auch die Schriftzüge „Wertheim“ oder „A. Wertheim“. Sehr wahrscheinlich wurde 1907 nur Atelier Wertheim verwendet. Auch wenn Jeanne Rehnig für die Berliner Ateliers ab 1908 ein zeitliches Miteinander der drei Atelierbezeichnungen feststellte, so würde ich für Rostock behaupten wollen, dass nach „Atelier Wertheim“ ab ca. 1909 die Bezeichnung „Wertheim“ verwendet wurde und ab ca. 1912 „A. Wertheim“.
Hier einige Abbildungen mit dem Aufdruck „Wertheim“:
Und hier noch einige Beispiele für „A.Wertheim“:
Der Hintergrund wirkt unruhig, man könnte fast eine Heimaufnahme vermuten, der runde Tisch findet sich aber auch auf den nächste Aufnahmen wieder.
Mit Prinzess-Formaten sollte oftmals die schlanke Linie der abgebildeten Person betont werden. Bei dieser Dame wurde der schlanken Linie noch extra nachgeholfen. Deutlich ist zu erkennen dass zwischen Körper und rechtem Arm und am Hinterteil retuschiert wurde. Auf folgendem Bild ist der retuschierte Bereich am Arm markiert:
Füllt man die retuschierten Bereiche wieder mit einem weißen Kleid sieht das Ganze so aus: links die Dame in den realen Dimensionen, rechts noch einmal die retuschierte Variante.
Aufnahme von 1912, wohl ein Hochzeitsbild, der Herr hat den etwas irritierenden Dienstgrad eines Unterzahlmeisters.
Rechts im Bild ein Marineangehöriger, der in einer Luftschiffabteilung eingesetzt war.
Und noch zwei sehr schöne Beispiele:
Und hier noch einige Beispiele von Ansichtskarten aus dem Globus-Verlag. Es fällt auf, dass neben den typischen Touristenmotiven wie Neuer Markt oder Kröpeliner Tor sich auch relativ viele Karten finden, die wohl eher von Einheimischen gekauft wurden.
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http://werner0304.alfahosting.org/wordpress/?page_id=2204