Die Fotografien, die mich zu der folgenden Familiengeschichte gelangen ließen, stammen aus dem Nachlass von Christian August Wilhelm Dieckhoff, der am 15.10.1869 in Rostock geboren wurde.
Das Familienoberhaupt war August Wilhelm Dieckhoff, Professor für Theologie und Konsistorialrat.
Dieckhoff senior, geb. 1823, studierte Theologie in Göttingen, wo er 1854 Professor wurde. An der Theologischen Fakultät in Rostock wurde er 1860 Professor für Kirchengeschichte, Dogmengeschichte, Enzyklopädie, Katechetik und Pastoraltheologie. Im Sommersemester 1887 war Dieckhoff Rektor der Universität. 1894 starb er in Rostock. Dieckhoff war zweimal verheiratet. Seine zweite Frau war Ottilie, geb. Stannius, Jahrgang 1846. Ihr Vater war der Mediziner, Zoologe, Anatom und Physiologe Hermann Stannius. Er war von 1837 bis 1862 an der Rostocker Universität tätig und ein angesehener Wissenschaftler. Wirklich glücklich war er hier aber nicht. Hier ein Beispiel aus dem Jahr 1849: „Man ist hier in Rostock in Bezug auf die neuesten literarischen Erscheinungen in trauriger Lage; sie kommen leider oft sehr spät, auch wohl gar nicht. Überhaupt fehlt Communication. So bleibt Manches liegen, weil man nicht sicher weiß, ob wirklich neu, oder in Verlegenheit geräth, wenn es mitzutheilen sein dürfte.“
Christian hatte mindestens fünf Geschwister, von vieren sind Bilder erhalten:
Christian Dieckhoff studierte Medizin, 1888/89 in Rostock, 1890/91 in München, 1892 wieder in Rostock. Von einigen Kommilitonen und anderen Bekannten aus der Studienzeit hat Dieckhoff Fotos aufbewahrt:
1893 wurde Dieckhoff approbiert und war bis 1895 Assistent an der Medizinischen und Chirurgischen Klinik der Rostocker Universität am Gertrudenplatz, deren Direktor zu dieser Zeit Professor Thierfelder war. 1894 promovierte Dieckhoff mit „Beiträgen zur Pathologie der Pancreas mit besonderer Berücksichtigung der Diabetes-Frage“.
Zeitgleich war Richard Gagzow Assistenzarzt an der Augenklinik. Ihn kannte Dieckhoff spätestens seit 1890. Der letzte fotografische Gruß stammt von 1919 aus Lübeck, wo Gagzow viele Jahre als Augenarzt tätig war.
Vom Universitätskrankenhaus am Gertrudenplatz fanden sich diese Amateuraufnahmen im Nachlass:
Auf dem Flurstücksplan von 1911 ist das Gebäude gut zu erkennen:
Als Christian Dieckhoff 1895 Rostock verließ, nahm er sich einige Kabinettfotos mit Stadtansichten von Rostock und Umgebung zur Erinnerung mit.
Christian Dieckhoff spezialisierte sich auf die Psychatrie; war nach 1895 als Assistenzarzt an verschiedenen Nervenheilanstalten tätig und übernahm 1900 die ärztliche Leitung der Heilanstalt St. Gilgenberg bei Bayreuth.
Die folgenden Aufnahmen des Bayreuther Fotografen August Müller zeigen die Heilanstalt.
1905 wurde die Anstalt geschlossen. St. Gilgenberg lag/liegt in Donndorf. Das Anstaltsgebäude steht noch und dient heute als Rathaus der Gemeinde Eckersdorf, zu der Donndorf gehört.
Die folgenden Jahre lassen sich bildlich und textlich nicht belegen.
Im Jahr 1926 stirbt Sanitätsrat Christian Dieckhoff im bayrischen Streitberg.
Dank an das Stadtarchiv Bayreuth.
Quellen:
Eintrag von „August Wilhelm Dieckhoff“ im Catalogus Professorum Rostochiensium,
URL: http://cpr.uni-rostock.de/metadata/cpr_person_00000446
Eintrag von „Hermann Stannius“ im Catalogus Professorum Rostochiensium,
URL: http://cpr.uni-rostock.de/metadata/cpr_person_00000997
Wilhelm Stieda: Hermann Stannius und die Universität Rostock 1837-1854 In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 93. Schwerin 1929
Gustav Willgeroth: Die Mecklenburgischen Ärzte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Schwerin 1929
A. F. Lorenz: Die Universitätsgebäude zu Rostock und ihre Geschichte. Rostock 1919