Im April und Mai 1904 war folgendes Inserat mehrfach im Rostocker Anzeiger zu lesen:
Das zu vermietende Atelier lag nicht in der Doberaner Straße 160 – dort wohnte der Drogist Reinhold Seydel – sondern in der Doberaner Straße 158. Seydel hatte das Haus vom Fotografen Sewohl erworben, der in der Kröpeliner Straße einen Neubau errichtet hatte und im Sommer 1904 umzog.
Im Oktober wurde dann tatsächlich das Atelier wieder eröffnet.
Das Haus rechts im Bild ist die Doberaner Straße 158. Über der oberen Fensterreihe ist zu lesen: Photographisches Atelier von Friedrich Kloerss. Diese Aufnahme entstand 1905-1907. Das Atelier befand sich in einem hofseitigen Anbau. Um dorthin zu gelangen, war der Durchgang rechts neben dem Haus zu benutzen.
Rechts und links neben dem Durchgang sind Schaukästen angebracht und über selbigem Werbung für das Atelier.
Friedrich Kloerss wurde am 18.2.1879 in Rostock geboren. Er war verheiratet Henny, geb. Lange, Rostockerin und Tochter eines Schlachtermeisters. Kloerss hatte eine Tochter, die bereits 1915 verstarb.
Bis 1913 hatte Kloerss sein Atelier am Doberaner Platz, wechselte dann in die Haedgestraße 2, um von 1919 bis 1936 in der Friedrichstraße 34 ansässig zu sein.
Relativ wenige Visitporträts sind erhalten. Eines davon zeigt seinen Vermieter, Herrn Reinhold Seydel.
… und noch ein Beispiel:
Kloerss hat viele Arbeiten außerhalb des Ateliers ausgeführt.
Um 1910 entstand die Ansichtskarte der Mädchenschule von Luise Pflugk, die sich in der Karlstraße befand. Auf dem rechten Bild wurden im Garten der Schule vor und neben dem Turnsaal mehr als 50 Schülerinnen und einige Lehrerinnen abgelichtet.
Im Jahr 1910 wurde in neun Klassenstufen unterrichtet, sechs Jahre wurde Französisch gelehrt, vier Jahre Englisch.
Diese Fotopostkarte des Hauses Neuer Markt 3 / Ecke Steinstraße entstand um 1910. Das Haus ist geschmückt, Fahnen sind gehisst.
Im Erdgeschoss befand sich seit 1865 eine Papierhandlung. Ernst Weylandt hatte sie Ende der 1900er Jahre übernommen. Zuvor wurde sie über Jahrzehnte von Carl Rahtkens geführt. Rahtkens verlegte auch durchaus ansprechende Ansichtskarten.
Dieser Abzug wurde 1913 im Auftrag der Rostocker Bauverwaltung gefertigt. Die Aufnahme der Restauration Tonhalle selbst wird wohl nicht wesentlich älter sein. Von den drei abgebildeten Häusern steht heute keines mehr, auch der Platz wurde völlig verändert.
Kloerss war im Umland unterwegs und fotografierte Schulklassen und Hochzeitsgesellschaften. Hier zwei Hochzeitsfotos aus den 1920er Jahren:
und dazu der rückseitige Stempel:
Die folgende Aufnahme entstand sehr wahrscheinlich zwischen 1912 und 1914 und zeigt das Schreibmaschinengechäft von Ferdinand Düwel in der Moltkestraße.
Auf der Ansichtskarte sind diverse Werbeplakate für Schreibmaschinen der Firma Smith Premier zu erkennen. Die Darstellung hinter der Dame in der Bildmitte veranschaulicht die sogenannte Volltastatur des Typs 10. Dieser Typ war nach 1900 sehr erfolgreich. Er hatte für Groß- und Kleinbuchstaben eigene Tasten, also keine Umschalttaste. Düwel vertrieb auch die bekanntere Schreibmaschine „Erika“.
Wie auch Fritz Blohm und Wilhelm Heiland fotografierte Kloerss gastronomische Einrichtungen.
Der Gruß aus dem Waldrestaurant Barnstorf ist etwas irreführend, denn die Aufnahmen enstanden während des 1. Weltkriegs; die abgebildeten Soldaten trafen sich nicht nur zum Bier, sondern hatten sich häuslich eingerichtet. Aus der gleichen Zeit ist von einem inszenierten Waffenputzen folgendes Bild erhalten:
Deutlich friedlicher wirken die Ansichtskarten vom Krug in Bramow und vom Forsthaus Schnatermann.
Die Ansichtskarte von Trede´s Gasthaus in Elmenhorst bei Warnemünde wird in den 1930er Jahren entstanden sein und ist einer der letzten Belege der fotografischen Tätigkeit von Friedrich Kloerss.