Fritz Heuschkel war neben Benjamin und Adolf Beckmann (Doberan und Heiligendamm) und Ferdinand Esch (Ludwigslust) der bekannteste Hofphotograph in Mecklenburg-Schwerin. Wenig verwunderlich, denn Schwerin, Ludwigslust und Heiligendamm waren großherzogliche Residenzen. So bekamen die Herren Photographen die Gelegenheit, Mitglieder der Großherzoglichen Familie abzulichten. Andere mecklenburgische Photographen hatten nur äußerst selten diese Ehre, (Hof)photographen z.B. aus Rostock oder Wismar bemühten sich meist vergebens.
Fritz Heuschkel (*1869 †1926) wurde im thüringischen Sonneberg geboren. Das fotografische Handwerk erlernte er beim Coburger Hofphotographen Eduard Uhlenhuth (*1853 †1919). Uhlenhuth hatte 1880 in Coburg das Atelier von Hermann Schwegerle übernommen, war bis ca. 1910 als Fotograf tätig und sammelte in dieser Zeit eine Vielzahl von Auszeichnungen. Uhlenhuth war u.a. Kaiserlich Königlicher Hofphotograph und Herzoglich Sächsischer Hof-Photograph (Sachsen-Coburg und Gotha)
Nach der Lehrzeit arbeitete Heuschkel in München bei Hofphotograph Arthur Marx (*1855) und in Magdeburg bei Hofphotograph Wilhelm Höffert (*1832 †1901).
Wie Uhlenhuth gehörten auch Marx und Höffert zu den Top-Adressen des fotografischen Handwerks in Deutschland.
Im Jahr 1895 wurde Heuschkel in Schwerin sesshaft.
Das Atelier in der Wismarschen Straße 26, das er anmietete, war zu diesem Zeitpunkt bereits 40 Jahre in Betrieb. Gründer war Emil Tesch (*1819 †1879), der erste mecklenburgische Hofphotograph.
Von 1867 bis 1870 führte Edmund Behncke unter der Inhaberschaft Teschs fort, 1871 kaufte er es.
Edmund Behncke (*1835 †1895) erhielt 1873 das Hofprädikat.
Nach Behnckes Tod 1895 pachtete Fritz Heuschkel das Atelier von dessen Witwe Sophie geb. Havemann (*1845).
Die „Schneeflocken“ auf obigem Bild wurden ins Negativ retuschiert.
1898 erwarb Fritz Heuschkel die Firma und das Grundstück. Ein Jahr später erfolgte die Verleihung des Patents zum „Hofphotographen Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin“.
Von ca. 1901 bis 1909 betrieb Heuschkel in Wismar eine Filiale.
Zum Schutz der Bilder wurden Pergamenthüllen verwendet.
Von demselben Paar machte Heuschkel auch eine Porträtaufnahme.
Auch bei diesem Bild hat die Schutzhülle die Zeiten überdauert.
Auch Ansichtskarten fertigte Heuschkel in Wismar.
Die Vorweihnachtszeit war die Hauptgeschäftszeit der Fotografen. Familienbildnisse entstanden in dieser Zeit und wurden der Verwandtschaft geschickt, manchmal wurde auch ein Hund ins Bild gesetzt.
Die Gestaltung des Kartons wurde vom Nachfolger das Ateliers, Carl Schomacker, im Wesentlichen übernommen.
Carl Schomacker führte das Wismarer Atelier in der Krämerstraße bis ca. 1915. Dann verstarb er vermutlich. Lina Schomacker, wohl die Witwe, führte das Atelier einige Jahre fort. Um 1920 übernahm Hans Prüß das Atelier.
Heuschkels Porträtaufnahmen waren sehr gut ausgeleuchtet.
Fritz Heuschkel war neben dem Ludwigsluster Hofphotographen Ferdinand Esch der Mann, von dem sich die Großherzogliche Familie am häufigsten ablichten ließ.
Die nachfolgenden Bilder sind in der (wahrscheinlichen) zeitlichen Abfolge der Entstehung geordnet.
Zuerst ein Bild, das Alexandrine zu Mecklenburg und König Christian X. von Dänemark zeigt. Es wurde vermutlich alsbald nach der Hochzeit des Paares 1898 aufgenommen, denn es wird noch ein Karton verwendet, der keinen Hinweis auf Heuschkels Hofprädikat enthält, das er 1899 erhielt.
Herzog Johann Albrecht übernahm nach dem Tod seines Bruders, des Großherzogs Friedrich Franz III., von 1897 bis 1901 die Regierungsgeschäfte (die Regentschaft) für seinen noch nicht volljährigen Neffen, Großherzog Friedrich Franz IV.
Fritz Heuschkel folgte dem Großherzog auch nach Rostock. So sind von der Enthüllung des Denkmals Friedrich Franz III. im Jahr 1901 in Rostock nur bildliche Belege mit Heuschkels Urheberschaft bekannt, obwohl es in Rostock ein Dutzend Fotografen gab, die dieses Ereignis sehr gern abgelichtet hätten; mit Franz Steenbock auch einen Hofphotographen.
Die obige Aufnahme scheint unmittelbar nach der Enthüllung des Denkmals gemacht worden zu sein. Rechts im Bild „schwebt“ noch ein weißes Tuch, mit dem die Skulptur vermutlich verhüllt war. Unmittelbar hinter dem Denkmal ist ein Mast zu erkennen, an dem eine Leine befestigt ist, welche das Tuch hält. Über einen zweiten Mast und einen Zugmechanismus wurde das Tuch vom Denkmal entfernt.
Etwas verdeckt von Militär steht vor dem Denkmal die Witwe Friedrich Franz III. , Großherzogin Anastasia. Gut zu erkennen im geblümten Kleid in der Bildmitte ist die Stiefmutter Großherzogin Marie, etwas versetzt dahinter die Töchter Alexandrine und Cecilie.
Das obige Bild wurde 1905 aufgenommen, dem Jahr, in dem Cecilie den preußischen Kronprinz Wilhelm ehelichte.
Fritz Heuschkel lichtete auch andere Prominente ab: Opernsängerinnen, Politiker und Wissenschaftler.
Die Sopranistin Marga Burchardt begann 1902 am Rostocker Stadttheater. Von 1904 bis 1907 war sie am Hoftheater Schwerin engagiert. Fritz Heuschkel hat für nachfolgende Karte mehrere Kabinettformate auf einen einfarbigen Grund gelegt und abfotografiert. Heuschkel ist auch der Urheber der Kabinettformate. Mit einer Ausnahme: das schmale Format unten auf dem Bild stammt aus dem Atelier Hans Schulz in Rostock.
Robert Beltz (*1854 †1942) hat sich als Historiker besonders um die Erforschung der Frühgeschichte des Gebietes des Landes Mecklenburg verdient gemacht.
Hans Sivkovich (*1881 †1968) gehörte für den Wahlkreis Hagenow-Grevesmühlen für die Fortschrittliche Volkspartei von 1912 bis 1918 dem Reichstag des Kaiserreichs an. Danach war Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und bis 1924 wieder Reichstagsabgeordneter.
Auch einige Postkartenmotive mit Herrenhäusern sind von Fritz Heuschkel überliefert.
Im Jahr 1926 verstarb Fritz Heuschkel. Das Atelier wurde unter gleichem Namen von seiner Witwe Alma Heuschkel, geb. Zapf, fortgeführt. Auch das Hofprädikat, das seit Ende des Ersten Weltkriegs eigentlich hinfällig war, wurde weiterhin benutzt. Erst 1939 ist im Gewerbeteil des Schweriner Adressbuchs zu lesen, dass Alma Heuschkel das Atelier betreibt.
Von Alma Heuschkel sind nur wenige Aufnahmen überliefert, vermutlich deshalb, weil sie wohl auf den Fotografien teilweise den Namen des verstorbenen Gatten weiterhin verwendete. So vermutlich bei der folgenden Aufnahme.
Auch das folgende Foto wurde kurz vor oder nach dem Tod Fritz Heuschkels aufgenommen. Rückseitig ist A. Heuschkel als Urheber angegeben.
Mitte der 1930er Jahre fotografierte Alma Heuschkel die Herzoginnen und ihre Mutter.
Wohl zu Beginn der 1940er Jahre übernahm Lieselotte Heuschkel (*1913) das Geschäft. Die Fotografenmeisterin führte es zumindest zeitweise zusammen mit dem Fotografen Wilhelm Reppenhagen.
Das Foto-Atelier Heuschkel in der Wismarschen Str. 151 bestand bis zur Geschäftsaufgabe im Februar 1970.
Dank an Bernd Kasten, Stadtarchiv Schwerin, und Jakob Schwichtenberg, Freilichtmuseum für Volkskunde Schwerin-Mueß.