Franz Lappe

Im Rostocker Adressbuch lässt sich Franz Lappe von 1934 bis 1943 als Fotograf titulieren. Aber schon Anfang der 1920er Jahre verlegte er Ansichtskarten aus Rostock und Umgebung. Ob er auch der Fotograf dieser frühen Motive war, ist nicht bekannt.
Geboren wurde Franz Lappe 1879 in Franzburg. Im März 1905 heiratete er in Rostock, bereits einen Monat später wurde er Vater. Seine Frau Elise war die Tochter eines Bilderhändlers. Nachdem Franz Lappe einige Zeit als Reisender unterwegs war, arbeitete er als Porträtmaler. Ab 1910 betrieb er mit seiner Frau ein Porträtatelier mit Bilderhandlung.

Rostocker Adressbuch 1912
Rostocker Anzeiger, 29.11.1911

Wurden anfangs Wohnung und Verkaufsraum mehrfach gewechselt, waren die Lappes ab Anfang der 1920er Jahre (wohl) bis zu den Luftangriffen im April 1942 in der Schmiedestraße 9 ansässig, dann in der Richard-Wagner-Straße.
Im Jahr 1925 erweiterte Lappe sein Geschäftsfeld und verkaufte nun auch Schokolade und Konfitüre.

Rostocker Anzeiger, 02.10.1925

Von Franz Lappe sind keinerlei Porträt- oder Gruppenaufnahmen überliefert, sondern ausschließlich Anischtskarten aus Rostock und Umgebung, überwiegend mit gastronomischen Einrichtungen als Motiv.
Seinen Namen ließ Lappe auf seine Ansichtskarten ganz unterschiedlich verewigen – in unterschiedlichen Schrifttypen, mit und ohne Straßenangabe, mit und ohne den Zusatz „Verlag“.
Wohl ab Mitte der 1930er Jahre gab es dann auch den Hinweis, dass die Photographie von Franz Lappe ist:
Nun zu den Ansichtskarten. Informationen von der Rückseite habe ich bei einigen Karten auf die Vorderseite montiert. Wir beginnen mit Motiven aus der Rostocker Heide:

Waldkrug Hinrichshagen. 1926 gelaufen
Forsthaus Schnatermann

Und nun hinein in die Stadt.

Schweizerhaus, 1937 gelaufen

Auf dem Dach der Veranda des Schweizerhauses ist links und rechts neben dem Schriftzug Schweizerhaus das Logo der Rostocker Brauerei Mahn & Ohlerich zu erkennen.
Am Steintor stand bis vor einigen Jahren der Mecklenburger Hof, zu DDR-Zeiten als „Gastmahl des Meeres“ bekannt, rechts in den Anlagen der „Muschelhorcher“ von Gustav Wallat.

Hotel Mecklenburger Hof. 1940 gelaufen

Noch erhalten, aber innen nicht wiederzuerkennen ist der „Burwitz“ am Neuen Markt.

Gaststätte A. Burwitz. 1940 gelaufen
Stehbierhalle von Otto Sevecke. Schmiedestr. 6 (Lagerstr. Ecke)

Die Schmiedestraße findet sich heute nicht mehr auf den Stadtplänen. Heute befindet sich dort zwischen Burgwall und Lagerstraße die Lange Straße. Auf der dunklen Tafel neben dem Eingang zur Stehbierhalle ist zu lesen, dass Biere von Mahn & Ohlerich ausgeschenkt wurden. Weiter nach rechts folgend wird auf dem ersten seitlich ausgestellten Werbeschild für das Fensterreinigungsinstitut „Fortuna“ von Otto Mille Reklame gemacht.

Werbung aus den Mecklenburgischen Monatsheften, April 1929

Darüber ist im ersten Stock ein Schild seitlich ausgestellt. Darauf ist zu lesen: Josetti. Das war eine Zigarettenfirma aus Dresden, deren bekannteste Marke JUNO war. In dem kleinen Traufenhaus daneben betrieb Marie Radloff eine Messerschmiede und fertigte Bandagen. Dort wo die Ansichtskarte rechts endet, wäre es auch interessant geworden, denn in der Schmiedestraße 9 hatte Franz Lappe Laden und Wohnung.
Wir wechseln ans das Nordufer der Warnow.

Gehlsdorf – Waterkant.

Gemeint ist wohl das Gaststätte Waterkant, aber ist sie auf der Karte überhaupt zu sehen oder befand sie sich nicht etwas weiter links?

Onkel Toms Hütte. 1938 gelaufen

Wieder zurück über die Warnow und wir sind in der Kröpliner-Tor-Vorstadt in der Gertrudenstraße.

Speise-Gaststätte „Zum weißen Roß“

Die Gaststätte oder besser Kneipe existierte bis in die 1990er Jahre, dann folgten Abriss und Wohnungsneubau.
Am Barnstorfer Wald betrieb Alfred Hagemeister in den 1930er Jahren drei gastronomische Einrichtungen:

Sport-Palast. 1939 gelaufen

Hier ist auch die Rückseite interessant, denn der geschriebene Text belegt, dass der Sport-Palast nach Ausbruch des 2. Weltkrieges für andere Zwecke benutzt wurde.
Der Nutzung durch Militärangehörige schloss sich die Unterbringung von Zwangsarbeitern 1942 an. Auch Heinkel hatte für die Lagerung von Bauteilen Interesse an dem Gebäude.

Kaffeestübchen und Klubhaus Barnstorf. 1940 gelaufen
Kaffeestübchen und Klubhaus Barnstorf. 1940 gelaufen
Kaffeestübchen und Klubhaus Barnstorf

Auf dem Schild über der Heizung in der Bildmitte steht: Jeden Mittwoch Kaffee-Konzert. Dafür warb Hagemeister auch im Rostocker Anzeiger.

Rostocker Anzeiger, 25.10.1933
Wald-Restaurant
Wald-Restaurant Barnstorf

Franz Lappe fotografierte auch außerhalb Rostocks. Sogar in Vorpommern.

Gruß aus Sarnow, Kreis Anklam. 1942 gelaufen

Beim Kirchturm wurde stark nachgezeichnet, ebenso wie beim Schlossturm auf der nächsten Karte.

Schloß Schlieffenberg b. Lalendorf i/M.
Ostseebad Müritz. Conditorei und Cafe Ernst Gottschalk
Buchholz. Paul Voss, Gastwirtschaft (Tankstelle)

Über dem Eingang der Gastwirtschaft ist ein Schild von M & O angebracht.

Lichtenhagen b. Rostock. Zum Lindenkrug.
Ansicht von Admannshagen. Gastwirtschaft und Colonialwarenhandlung von Paul Goesch. 1921 gelaufen
Ostseebad Nienhagen, Strand-Halle. 1942 gelaufen
Groß Belitz i.M.
Wendenkrug bei Wismar
Ostseebad Boltenhagen. Konditorei und Cafe W. Burmeister. 1927 gelaufen

Nach dem Krieg hat Franz Lappe mit Lebensmitteln gehandelt.
Sein Sohn Walter, der den Fotografenberuf erlernt hatte, arbeitete in den 1940er Jahren als Fotograf in Rostock.

Großfoto