Im Jahr 1910 übernahmen Wilhelm Götte und Wilhelm Selck das Atelier von Hans Schulz am Neuen Markt 5. Zu Hans Schulz siehe: http://werner0304.alfahosting.org/wordpress/?page_id=3923
Wilhelm Selck, geb. 1874 in Rostock, war Sohn eines Schiffszimmermanns. Wilhelm Götte wurde 1883 im hessischen Korbach geboren.
Wie Hans Schulz fertigten Götte und Selck zunächst Porträts verschiedener Formate auf Untersetzkartons.
Das Bild wurde Anfang der 1910er Jahre aufgenommen. Die abgebildeten Kinder starben bald danach, im Alter von elf bzw. fünf Jahren.
Die Zeit des 1. Weltkriegs war das Ende der Fotos auf Pappkatons. Die Fotopostkarte setzte sich durch.
Dazu der rückseitige Stempel:
Und noch zwei Beispiele aus dem Atelier, vermutlich aus den 1920er Jahren:
Es wurden auch Sonderformate gefertigt:
Rostock-Sammler kennen die Firma Hans Schulz Nachfolger von den vielen Ansichtskartenmotiven, insbesondere von Rostocker Gaststätten und Hotels.
Rückseitig waren die Karten entsprechend bedruckt:
oder so:
Hier nun ein früher Beleg:
Von kaum einem anderen Restaurant Rostocks existieren derart viele Postkarten wie vom Wintergarten in der Breiten Straße. Hier noch zwei weitere Beispiele aus dem Hause Schulz Nachf.:
und noch ein Ausschnitt der Rückseite:
Ebenfalls schon in den 1910er Jahren arbeiteten Götte und Selck im Rostocker Umland.
In der Zeit der Weimarer Republik haben Götte und Selck mehrfach den mecklenburgischen Großherzog Friedrich Franz IV. und Gefolge in der Sommerresidenz Jagdschloss Gelbensande fotografiert. Das ist beachtlich, denn dies gelang zuvor den Rostocker Hofphotographen Best, Steenbock etc. anscheinend nie.
Die 1920er Jahre waren für Berufsfotografen wirtschaftlich schwierig.
Hier noch ein paar Beispiele von relativ wenigen überlieferten Porträtfotografien aus dieser Zeit, beginnend mit einem Bild, das anscheinend in der Wohnung der Porträtierten aufgenommen wurde.
Wie bei den Aufnahmen zum Großherzog bereits ersichtlich, lieferte Schulz Nachf. auch Bilder an den Rostocker Anzeiger, insbesondere für die Rostocker Illustrierte, die Wochenendbeilage der Zeitung:
Nun zwei Aufnahmen von der Rostocker Werbeschau im März 1925, die in der Ausstellungshalle am Mühlendamm stattfand. Zuerst ein Bild des Standes der Dresdner Zigarettenmarke Salem. Die Tabakmoschee des Herstellers Yenidze in Dresden hat die Zeiten überdauert, die Produktion der Marke Salem No. 6 wurde 2016 eingestellt. Im Bildhintergrund ist eine Werbung des Optikers Krille zu erkennen: Ist´s die Brille, geh zu Krille.
Und noch ein Beispiel von der Messe, diesmal mit Werbung des Brunnenbaugeschäfts Friedrich Niemann, für Feuerlöscher von Minimax, die vom Kaufmann Albert Schröder vertrieben wurden sowie für Robert Zarges, der Automobile von Audi, Horch und N.S.U. und Motorräder von N.S.U., Ardie und Triumpf verkaufte.
Jetzt einige Bilder vom Plattdeutschen Volkstag, einem Volksfest mit Brauchtumsbezug, das von 1920 bis in die 1930er Jahre stattfand. Bestandteil war jeweils ein Umzug zum Hauptort des Geschehens, der Rennbahn am Barnstorfer Wald. (Dort steht heute das Parkhaus an der Schillingallee/ Ecke Kopernikusstraße.)
Und noch zwei Beispiele aus dem Jahr 1936, eine Innenaufnahme von Mahn & Ohlerichs Keller und eine Aufnahme eines Ehepaares, das Goldene Hochzeit feierte. Derartige Jubiläumsaufnahmen fanden sich fast jedes Wochenende in der Rostocker Illustrierten.
Die Herren Götte und Selck waren in den 1920er und 1930er Jahren weiterhin auch im Umland tätig. Nachfolgend einige Ansichtskarten:
Im Jahr 1934 wurde für Fotografen die Innungspflicht eingeführt. Hans Schulz Nachf. wurde Mitglied der Photographen-Innung Mecklenburg.
Und dazu noch die Vorderseite:
Mit dem Nationalsozialismus gab es auch wieder mehr Aufträge vom Militär.
Das Aufmarschgelände ist die damalige (alte) Rennbahn an der heutigen Kopernikusstraße, damals Adolf-Hitler-Straße. Im Hintergrund sind die Bauten an der Kopernikusstraße und am Dürerplatz, damals Danziger Freiheit, zu erkennen.
Bleiben noch die Postkarten aus den 1920er bis 1940er Jahren mit Ansichten von Rostock, insbesondere Rostocker Gaststätten. Wir beginnen im Osten der Stadt.
Von dort zum Hauptbahnhof zum Bahnhofshotel an der Bismarckstraße, heute Gerhart-Hauptmann-Straße.
Jetzt Richtung Norden zum Hotel Mecklenburger Hof, später Gastmahl des Friedens, am Steintor.
Gleich in der Nähe in der Steinstraße 16 die Weinhandlung von Franz Geccelli.
Sehr viele Motive gibt es vom Ratskeller.
Der Rostocker Hof war in den 1930er Jahren kein Einkaufszentrum sondern ein Hotel.
Am Doberaner Platz befand sich das Etablissement Valencia, später Trocadero.
Und weiter durch die Doberaner Straße zur Mahn & Ohlerichs Keller.
Nicht weit entfernt befindet sich die Philharmonie.
Und von dort in Richtung Barnstorfer Wald, zum Sport-Palast an der Parkstraße.
Dann an die Satower Chaussee, heute Satower Straße, zum Kaffeestübchen.
Durch den Barnstorfer Wald nach Norden, zum Restaurant Bismarckhöhe, später Platz der Jugend.
Und noch ein Stück nach Norden zur Strempelstraße in die Klause des Westens, heute Restaurant Bombay.
Und nun noch aufs Dorf, nach Biestow, Gasthof zum Bauernhaus.
Nach dem vielen Holzgestühl jetzt noch einige andere Ansichten. Es bleibt zunächst ländlich.
Vom Gehlsdorfer Ufer wurde die Silhouette Rostocks aufgenommen.
Nun zwei Ansichtskarten mit Innenaufnahmen aus Rostocker Kirchen.
Und noch zwei Motive aus der Steintor-Vorstadt:
Die folgende Aufnahme der Stephanstraße 6 ist betitelt mit Baltenhaus. Die Verbindung Baltia hat 1935/36 das abgebildete Haus von Richard Siegmann übernommen. Siegmann war Jude und ging, nachdem er seinen Posten als Direktor der Rostocker Straßenbahn AG verloren hatte, Ende 1935 nach Berlin.
Mit den Nationalsozialisten kam auch der Krieg.
Wilhelm Selck starb bei einem Fliegerangriff auf Rostock im September 1941, Wilhelm Götte erlebte noch, wie das Atelier bei den Bombardements im April 1942 zerstört wird und stirbt bald darauf im Juli 1942.
Im Haus in der Bildmitte befand sich im Dachgeschoss das Atelier. Über dem Hauseingang ist noch der Schriftzug Foto-Schulz zu erkennen.