Paul Kotelmann hat uns viele Stadtbildaufnahmen hinterlassen, die er als Ansichtskarten verlegte. Auch für den Rostocker Anzeiger arbeitete er gelegentlich als Fotograf. Ein Berufsfotograf war er jedoch nicht. Wahrscheinlich deshalb sind seine Aufnahmen und die für die Ansichtskarten angewandten Druckverfahren deutlich experimenteller als die der Profis.
Paul Kotelmann wurde am 16.08.1878 in Treptow an der Tollense (heute Altentreptow) geboren.
Von 1900 bis 1906 studierte er mehrere Semester in Rostock Pharmazie und Chemie und promovierte 1906 mit „Beiträgen zur Kenntnis des Phenyl- und p-Tolymethyl-3-pyrazolons.“
Aus dieser Zeit, sehr wahrscheinlich aus dem Jahr 1902, stammt eine Fotografie, die eine Gruppe von Chemie- und Pharmaziestudenten zeigt.
Im Juni 1907 übernahm Paul Kotelmann die Drogerie von Friedrich Doose in der Augustenstraße/ Ecke Paulstraße.
Friedrich Doose hatte 1896 in der Augustenstraße 34 eine Drogerie eröffnet, zunächst als Filiale der bekannten Drogerie Brunnengräber. Bereits 1897 machte sich Doose selbstständig. In seiner Drogerie verkaufte er auch Fotoapparate und weiteren Fotobedarf.
1898 zog Doose ein Haus weiter in die 33a. Dort war auch Platz für eine Dunkelkammer, die den Kunden kostenlos zur Verfügung stand.
Wie sein Vorgänger handelte Kotelmann mit Drogen, Farben, Parfüm und Fotoapparaten.
Kotelmanns Anzeigen in den Rostocker Zeitungen und weiteren Publikationen waren vielfältig in ihrer Gestaltung.
Kotelmann stellte auch in seinem „Ausstellungs- und Leseraum für Liebhaber-Photographen“ aus, so zum Beispiel im Jahr 1910 Fotografien des Architekten Walter Butzek (was zeitlich etwas verwundert, weil Butzek erst 1912 nach Mecklenburg, genauer Güstrow, gezogen sein soll).
Bereits am 15.10.1926 starb Paul Kotelmann. Bis Mitte der 1930er Jahre führte die Witwe, Margarethe Kotelmann, das Geschäft fort. Es wurde 1934/35 von Helmut Riedel übernommen, der wohl schon einige Jahre als Geschäftsführer eingesetzt war.
Nun zu den Ansichtskarten von Kotelmann. Die Herstellung lässt sich in zwei Gruppen unterscheiden: Es gab fotografische Abzüge im Postkartenformat mit rückseitigem Stempel:
Und noch ein anderer Stempel:
Die zweite Variante waren gedruckte Postkarten, auf den meistens rückseitig der Name des Fotografen gedruckt das Motiv betitelt waren.
Und zwei andere Aufdrucke:
Beginnen wir mit Stadtansichten vom Gehlsdorfer Ufer aus und gleich mit einer Ausnahme:
Dasselbe Motiv als Druck:
Dasselbe Motiv als Fotoabzug:
Wenn das Fotomotiv allein nicht zum gewünschten Ergebnis führte, wurde nachgeholfen. So sind bei der abgebildeten Marienkirche alle vertikalen hellen Linien (und auch einige horizontale) nachgezeichnet, aber ob Kotelmann oder die Druckerei die Retusche ausführte, wer weiß:
Und dazu noch die Variante als Fotoabgzug
Menschen sind bei Kotelmann nur selten abgebildet. Wenn doch, dann sind sie oft aufgrund des Lichteinfalls oder fotografischer Retusche silhouettiert dargestellt:
Dasgleiche Motiv noch einmal in einer Zweifarb-Version:
Wie auf den obigen Abbildungen ersichtlich, fotografierte Kotelmann auch im Winter. Die Aufnahmen entstanden in mehreren Wintern um 1910-1915 und wurden auch in der Papierhandlung von Artur Mylau am Neuen Markt verkauft. Auch bei den Wintermotiven wurde teilweise in großem Stil retuschiert.
Die Winterbilder wurden auch bei Dunkelheit aufgenommen:
Kotelmann stand bei dieser Aufnahme auf dem Platz südlich der Nikolaikirche und fotografierte Richtung Viergelindenbrücke in die Mühlenstraße.
Und noch ein Wintermotiv aus dem Barnstorfer Wald in zwei Farbvarianten:
Folgen wir nun Paul Kotelmann durch Rostock und beginnen östlich der Stadt:
Und als Abzug von Riedel:
Und als Nachtmotiv:
Dieses Motiv ging mit Eckstein um die Welt!
Das nahezu identische Motiv als Winterbild:
Und noch ein Winterbild der Kronenstraße:
Gleich daneben ist die Scharrenstraße:
Dasselbe Motiv als Fotoabzug:
Und noch ein Motiv aus Warnemünde:
Und als letzte Motive einige Aufnahmen aus Ahrenshoop, Wustrow und Westenbrügge: