Raphael Peters, geb. 21.04.1829 in Lüneburg, entstammte einer Kunstmalerfamilie. Von 1863-1884 war Peters als Fotograf in Lüneburg tätig und von 1884 bis 1901 in Rostock.
Beginnen wir mit einigen Beispielen aus Peters´ Lüneburger Zeit:
Das folgende Kabinettformat wurde zwar schon zu Rostocker Zeiten auf den Karton gezogen (siehe Schriftzug rechts unten auf dem Karton), zeigt jedoch die Große Bäckerstraße / Ecke An den Brodbänken in Lüneburg.
Im Oktober 1884 kam Peters nach Rostock und übernahm das seit Jahrzehnten bestehende Atelier in der Krämerstraße 13.
Schnell widmete sich Peters der Stadtbildfotografie und bot bereits 1885 seine Rostocker Ansichten an:
Ab 1887 wurden die Stadtansichten bei Schomann, Neuer Markt 29, verkauft.
In der Portätfotografie wechselte Peters 1889 von Albumin- zu Chlorsilber-Kollodium-Papieren.
1891 zog Peters mit seinem Atelier in die Breite Straße 6. Ab 1900 wurde dort mit Blitzlicht fotografiert.
Nun die bildlichen Belege der Porträtfotografie:
Das nächste Bild ist ein Beleg für den Wechsel von Albumin zu Chlorsilber-Kollodium-Papieren bei den Porträtfotografien, die nicht die bräunliche Färbung wie der obige Abzug auf Albumin aufwiesen.
Im Jahr 1892 nahm Peters an der Landes-Gewerbe- und Industrieausstellung in Rostock teil und wurde mit der Silbermedaille ausgezeichnet. Die Rostocker Zeitung schrieb dazu am 23.07.1892: „Den Lehrkörper der hiesigen Universität zeigt Raphael Peters in Rostock in Einzeldarstellungen von Cabinet-Format, die charakteristische Auffassung und große Ähnlichkeit aufweisen. Daran schließen sich sehr hübsche landschaftliche Aufnahmen und ein Tableaux mit Ansichten aus Mahn & Ohlerichs Brauerei, unter denen sich vorzügliche Blätter finden. Auch wollen wir auf die beiden Mappen hinweisen, die Photographien von Rostocker Alterthümern und solche aus dem Rathhause zu Lüneburg enthalten.“
Viel bekannter ist Peters jedoch für seine Stadtansichten.
Bis ca. 1890 wurde auf die Rückseiten der Kabinettformate das Verzeichnis aller lieferbaren „Ansichten und Architecturen von Rostock und Umgegend“ gedruckt. Bereits 1885 waren mehr als 100 verschiedene Motive erhältlich.
Hier eines der Verzeichnisse, wahrscheinlich von 1885:
Der Nummerierung von Peters folgend hier nun einige Stadtansichten, die wohl alle vor 1890 entstanden.
Die Zuordnung zu Peters gelang über diese Mondscheinkarte:
Hier noch drei nach 1890 entstandene Ansichten:
Und noch ein Bild vom Steintor.
Peters stellte auch Stereofotos her:
Peters fotografierte auch in Warnemünde, Doberan, Heiligendamm und Ribnitz:
In den 1890er Jahren kamen industriell per Lichtdruck hergestellte Kabinettformate in Mode. Die Qualität der Industrieware reichte an die fotografischen Originale zwar nicht heran, aber sie war billiger. Nicht selten waren die verwendeten Aufnahmen Raubkopien.
Die Ansichtskarte besiegelte um 1900 das Ende der Stadtansichten auf Karton. Raphael ging mit der Zeit und verlegte nun Ansichtskarten. So ließ er einige Motive als Mondscheinkarten bei Knackstedt & Näther in Hamburg drucken:
Auch als Ansichtskarte ohne Blaufilter erschien das Motiv:
Auch die nächste Aufnahme ist vielleicht eine Raubkopie. Das Bild ist identisch mit dem Kabinettformat Nr. 2a weiter oben.
Max Netzel war Kaufmann und betrieb 1902 einen Einzelhandel mit Galanterie-, Bijouterie-, Leder- und Spielwaren in der Kröpeliner Straße 39.
Auch Peters´ Aufnahmen aus der Rostocker Umgegend wurden zweitverwendet:
Die beiden unteren Ansichten der Mehrbildkarte sind von Raphael Peters, im Ausschnitt besser zu erkennen:
1901 übergab Raphael Peters das Atelier an seinen Sohn Gustav, Jahrgang 1875. Gustav war zuvor als Gehilfe im Atelier tätig gewesen.
Mit dem Atelierwechsel endete die Veröffentlichung von Stadtansichten von Raphael Peters noch nicht.
Hier noch die Bilder des Leporellos:
Gustav Peters betrieb das Atelier in der Breiten Straße lediglich bis 1904.
Anschließend betrieb Gustav Peters in Waren/Müritz in der Bahnhofstraße 17 für einige Jahre ein Atelier.
In der Zeit in Waren kam Gustav Peters mit dem Gesetz in Konflikt, was ihn veranlasste, dem Großherzog einen Brief zu schreiben. Überliefert ist eine Zusammenfassung des Schreibens: „Bitte des Photographen Gustav Peters zu Waren v. 18.03.08 ihm zu gestatten, daß er entgegen der Polizeiverordnung seine Schaukästen an den Sonntagen unbehängt lassen darf, sowie um Erlaß der Strafen, die ihm wegen Nichtbefolgung der Vorschriften auferlegt worden sind.“
An Sonntagen waren Schaufenster und -kästen zu verhängen, das Arbeiten war Fotografen jedoch erlaubt. Und da der Sonntag der umsatzstärkste Tag der Woche war, unterließen die Fotografen aus Werbegründen das Verhängen der Schaukästen, was zu Strafzahlungen führen konnte.
Eine weitere Fotografie aus Waren, die 1908 entstanden sein soll, gibt Rätsel auf:
Auf dem Karton finden sich zwei Prägungen: Raphael Peters …
Bisher wurde Raphael Peters in der Zeit nach seinem Abschied aus Rostock in (Hamburg-)Bergedorf verortet. So steht es zumindest in den Rostocker Mitgliederlisten der Freimaurer St. Johannis Loge zu den 3 Sternen.
Und noch ein Fakt spricht für Bergedorf: Sohn Julius (Jg. 1866) betrieb dort seit ca. 1900 ein Fotoatelier.
1919 starb Raphael Peters, ein Jahr darauf Gustav und 1939 Julius.