Else Gribnitz, verheiratete Vogel, wurde 1887 in Rostock geboren und war als Fotografin nach 1900 in ihrer Heimatstadt tätig. Um 1912 ging sie nach Strassburg i. E. und anschließend nach Mönchengladbach, wo sie mit ihrem Mann 1919 ein Fotoatelier gründete, das bis 1985 Bestand hatte.
Mit hinterlassenen Fotos aus der Rostocker Zeit ließ sich ein Stück Familiengeschichte rekonstruieren.
Die Rechte aller nachfolgenden Abbildungen von Fotografien liegen bei der Sammlung Vogel.
In den alten Rostocker Adressbüchern sind Männer mit den Namen Gribnitz oder Grimnitz oder Grimmnitz häufiger zu finden. Oft sind sie als Ackersmänner in Barnstorf oder vor dem Mühlentor verzeichnet. Auch im nahe gelegenen Groß Schwaß gab es eine Bauernfamilie Gribnitz. Der Name Gribnitz lässt sich in Rostock bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen.
Johann (*1815) und Dorothea Gribnitz (*1821) waren Ackersleute vor dem Mühlentor. Sie hatten mindestens vier Kinder: Johann (*1843), Carl (*1848), Heinrich (*1850) und Auguste (*1856).
Die Söhne Johann und Carl wurden wie der Vater Bauer. Johann bewirtschaftete einen Hof in Riekdahl, Carl übernahm den väterlichen Hof. Heinrich wurde Tischler. In die Lehre ging er bei Carl Müller in der Wokrenterstraße.
Ab 1880 hatte Heinrich eine Tischlerei in der Kröpeliner Straße 14. Ab 1883 wurde Heinrich Gribnitz im Adressbuch als Bewohner und Eigentümer der Langen Straße 64 geführt.
Im Juni 1883 heirateten Heinrich Gribnitz und Anna Siewert, Tochter eines Zimmermanns. Die Hochzeitsanzeige ist kurz:
Anna wurde 1864 in Rostock geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend überwiegend bei wohlhabenden Verwandten in Russland.
Anna soll eine gute Pianistin gewesen sein und fließend russisch und französisch gesprochen haben. Das Ende des 2. Weltkriegs erlebte Anna in Berlin. Ihre russischen Sprachkenntnisse waren in dieser Zeit sehr hilfreich für sie und ihre Angehörigen.
Anna und Heinrich Gribnitz hatten acht Kinder, wovon eines noch am Tag der Geburt starb und ein weiteres nach wenigen Monaten. Die anderen sechs Kinder waren Johanna (*18.01.1886), Else (*6.4.1887), Anna (*1.9.1889), Frieda (*13.05.1891), Richard (*10.7.1893) und Erna (*1.5.1896).
Im Wohnhaus der Familie Gribnitz befand sich auch ein Fotoatelier. Dieses bestand mit einigen kurzen Unterbrechungen von 1880 bis 1908. Die Atelierinhaber wechselten oft. Dieser Umstand war bei der zeitlichen und namentlichen Bestimmung der Abbildungen äußerst hilfreich. Trotzdem sind die im folgenden gemachten Benennungen und Datierungen letztlich nur Vermutungen.
Der Fotograf (oder die Fotografin) G. Seele findet sich nur im Jahr 1889 im Adressbuch. Er war demzufolge spätestens ab Ende 1888 in Rostock. Für die obige Aufnahme wurde ein Untersetzkarton verwendet, den Seele wahrscheinlich von seiner vorherigen Wirkungsstätte mitgenommen hatte und weiter verwendete.
Georg Kramer hatte von 1890 bis 1893 sein Atelier in der Langen Straße. Da Richard Gribnitz 1893 geboren wurde, sollte es sich bei dem abgebildeten Baby um ihn handeln. Links vorn stehend Frieda, dahinter Else, rechts sitzend Anna und dahinter stehend Johanna. Die Frau wird aber wohl nicht Anna Gribnitz sein.
In den Jahren 1898/99 war Paul Gürschner Nachfolger im Adressbuch verzeichnet. Auf dieser Außenaufnahme sind alle Kinder versammelt: das kleine Mädchen in der Mitte ist Erna, links daneben Richard, die stehende Frau wird Mutter Anna sein und die sitzende Frau Annas Mutter Lisette Siewert, die verwitwet war und bei Familie Gribnitz wohnte. Bleiben noch die Mädchen ganz links und ganz rechts, eine ist Anna (vermutlich links), die andere Frieda und die Mädchen neben der Mutter sind Johanna (links) und Else.
Anna Gribnitz´ Mutter, Lisette Sievert wohnte um 1900 bei der Familie ihrer Tochter.
Heinrich Gribnitz führte ab 1895 das Prädikat des Hof-Tischlers und firmierte als Billardfabrik.
1896 meldete er ein Billard mit umlegbarer Ballfangleiste als Patent an.
Zum Ende der 1890er Jahre bekam die Familie finanzielle Probleme. Das Haus in der Langen Straße musste zwangsversteigert werden. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Wollenweberstraße zog die Famile 1903 in die Bleicherstraße 5 (anfangs mit 1d numeriert). Heinrich Gribnitz führte dort Die Norddeutsche Billardfabrik.
Im Jahr 1903 hatte Wertheim den Neubau seiner Filiale und damit auch das Globus Atelier eröffnet.
Else Gribnitz hatte das Fotografenhandwerk bei einem Rostocker Fotografen gelernt und war anschließend einige Jahre bei Wertheim als Fotografin angestellt. Obiges und auch das nächste Bild könnte also von ihr aufgenommen sein.
Von Heinrichs Geburtshaus haben sich zwei Bilder erhalten. Die Straßenbezeichnung und auch die Hausnummer wechselten vor 1890 mehrfach, dann lautete die Adresse letztendlich Tessiner Chaussee 10. Die Hausnummer 10 findet sich auf dem ersten Bild rechts neben der Tür. Entstanden sind die Aufnahmen wohl nach 1900, vielleicht ist Else die Urheberin.
1912/13 wurde der Bauernhof verkauft und abgerissen. Es entstanden Wohnungsneubauten.
Um 1912 verließ Else ihre Heimatstadt und nahm in Strassburg i. E. eine Stelle im Atelier Rembrandt an.
Nach kurzer Zeit in Strassburg wechselte Else noch im Jahr 1912 nach Mönchengladbach, wo sie die Leitung des Ateliers Samson & Cie. übernahm. In der Mönchengladbacher Filiale lernte sie ihren späteren Mann den Fotografen Hans Vogel kennen; sie heirateten 1914.
Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde Hans Vogel zum Militär eingezogen. Im Januar 1919 gründeten Elsa und Hans Vogel die Firma Photo Vogel in Mönchengladbach. Bereits 1930 verstarb Hans Vogel. Else führte die Firma zuerst allein weiter, 1937 übernahm Heinz, einer von zwei Söhnen, das Atelier.
Anna und Heinrich Gribnitz waren 1912 zu ihrer Tochter nach Mönchengladbach gezogen; Heinrich starb dort 1932, Anna 1947.
Frieda Gribnitz scheint etwas länger im Norden geblieben zu sein. 1919 heiratete sie in Rostock und lebte später, mittlerweile zum zweiten Mal verheiratet in Berlin.
Richard war im 1. Weltkrieg Pilot. Er starb kurz vor Kriegsende bei einem Flugzeugabsturz.
Erna Gribnitz lebte nach ihrer Heirat in Braunschweig. Sie starb 1967.
Else Vogel starb 1963 in Mönchengladbach.
Mehr zur Geschichte von Foto Vogel Mönchengladbach finden Sie hier:
Vielen Dank an Jens Vogel.
Mehr zum Atelier Wertheim finden Sie hier:
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