Wilhelm Heiland wird im Adressbuch von 1908 bis 1918 als Fotograf geführt. Er war jedoch bereits 1900 in Rostock ansässig und stand 1901 als Portraitmaler, graphische Kunstanstalt, Hopfenmarkt 8 im Adressbuch. Heiland hat zu dieser Zeit auch schon fotografiert.
Auch nach 1918, als Heiland offiziell als Lederhändler geführt wurde, wird er wohl nebenbei als Fotograf weiter tätig gewesen sein.
Geboren wurde Wilhelm Heiland 1867 in Güstrow als Sohn eines Schuhmachermeisters und Lederhändlers. Kurz vor 1900 führte Heiland in Güstrow eine Kunstanstalt.
Im Juni 1900 verlegte Heiland sein Atelier nach Rostock an den Hopfenmarkt 8:
Aus der ersten Rostocker Zeit um 1900 haben sich Ansichtskarten erhalten:
Dasselbe Motiv wurde noch Jahre später verschickt:
Gruß aus der Wartburg, Wilh. Heiland, Graph.Kunstanstalt Rostock i. M.; 1902 gelaufen. Das Restaurant Wartburg lag an der heutigen Fahnenstraße. Die Gebäude sind teilweise erhalten.
Vielleicht hat die Aufnahmen der obigen Ansichtskarten aber auch Hugo Heiland gemacht, der wurde zur Volkszählung 1900 in Rostock als Fotografenlehrling geführt und war ein Bruder von Wilhelm.
Im Jahr 1906 war Heiland als Porträtmaler und Fotograf in Gnoien und Dargun tätig. Das abgebildete Visitporträt lässt sich aufgrund einer rückseitigen Notiz auf das genannte Jahr datieren. Man beachte das zerknitterte weiße Tuch als Hintergrund.
Im November 1907 kündigt Wilhelm Heiland per Zeitungsannonce mehrfach die Eröffnung des photographischen Ateliers Krämerstraße 13 zum 01.12.1907 an und gibt selbige im Dezember dann auch bekannt:
„Einem geehrten Publikum hiermit die ergebene Anzeige, dass Unterzeichneter
Krämerstr. 13
ein Atelier für bildgemässe Photographie und Porträtmalerei
eröffnet hat. Selbiger empfiehlt sich zur Anfertigung jeglicher Art von Photographien.
Spezialität: Vergrösserungen in Oel, Aquarell, Pastell und Photographie.
Weihnachtsaufträge erbitte baldigst
Hochachtungsvoll
Wilh. Heiland,
Porträtmaler und Photograph.“
Es folgen noch weitere Anzeigen, die deutlich machen, dass Heiland mit Kampfpreisen in den Markt ging, indem er das Dutzend Visitbilder für 1,80 M anbot und somit zum gleichen Preis wie das Photographische Atelier des Warenhauses Wertheim. Heiland zieht mit dem Atelier in den Folgejahren mehrfach um, nur bei seinem ersten Atelier in der Krämerstraße ist die Adresse auf den Untersetzkartons der Fotografien vermerkt.
Kabinettformat
Er produziert weiterhin viele Ansichtskarten, bis ca. 1915 firmiert Heiland dabei als Kunstanstalt.
Philharmonie, Ansichtskarte, 1909 gelaufen
Und hier ein Blick zur Südseite des Neuen Marktes, dorthin, wo heute das Postgebäude steht:
Auch in Warnemünde war Heiland unterwegs:
Und noch einige Ansichtskarten aus dem Rostocker Umland:
Relativ häufig porträtierte Heiland Personen im Freien:
Porträts aus dem Atelier, besonders aus der Zeit nach 1910, sind relativ selten:
Wilhelm Heiland war wahrscheinlich als hausierender Fotograf unterwegs, sowohl das obige als auch auch das folgende, einige Jahre später aufgenommene Bild im Postkartenformat deuten darauf hin.
Fotopostkarte
Auch Vergrößerungen, im 1. Weltkrieg z.B. von Bildern verstorbener Soldaten, wurden von Hausierern vertrieben.
Bei diesen Haustürgeschäften war es nicht unüblich, dass zuvor von Gehilfen entsprechende Akquise betrieben wurde. Zur Anstellung dafür geeigneter Personen hat Heiland folgende Anzeige aufgegeben. (Man beachte den nachweislichen Verdienst):
Rostocker Anzeiger, 25.03.1915
Wilhelm Heiland war spätestens 1913 an den Neuen Markt gezogen und 1916 in die Breite Straße 24.
Rostocker Anzeiger, 21.05.1916
Dort bot er seine Dienste z.B. zur Fertigung von Vergrößerungen von Bildern von Verstorbenen an.
Rostocker Anzeiger, 06.02.1918
Heiland war viel im Rostocker Umland unterwegs. Die folgende Ansichtskarte von Heiland, wurde 1915 aus Graal verschickt.
Ostseebad Müritz, Ansichtskarte, ungelaufen
Auch diese 1916 gelaufene Ansichtskarte vom Mecklenburger Hof in Müritz ist eine typische Haus(ierer)fotografie.
Malerei oder kolorierte Fotografie? Dass Heiland seine Aufnahmen massiv retuschierte, ist auch auf Ansichtskarte von Kindt´s Restaurant in Oldendorf zu sehen:
Glaubt man der Anzeige aus dem Rostocker Anzeiger aus dem Jahr 1916 war Oldendorf der schönste Ausflugsort zwischen Rostock und Warnemünde.
Gleich neben Oldendorf liegt Gehlsdorf:
Die folgende Ansichtskarte vom Rostocker Restaurant Köp(c)ke wurde 1927 befördert, was ein Indiz dafür ist, dass Heiland auch in den 1920er Jahren als Fotograf noch aktiv war, obwohl ersich nur bis 1918 in den Adressbüchern findet.
Offiziell war er jedenfalls Anfang der 1920er Jahre als Lederhändler tätig:
Heilands Frau Alice hingegen ist im Jahr 1922 als Betreiberin des Photographischen Ateliers in der Breiten Straße 24 verzeichnet, 1924 wird sie ohne Atelier aber namentlich aufgeführt (hat sie sich von Wilhelm scheiden lassen?), 1926 führt sie eine Kolonial- uns Lebensmittelhandlung in der Wismarschen Straße 18, während ihr Mann in die Haedgestraße 22 umgezogen ist.