Karl Brucksch wurde 1866 in Breslau geboren. Er kam mit Frau und Sohn wohl aus Aschersleben nach Rostock. 1894 übernahm Brucksch von D. Vahlendick das Atelier in der Krämerstraße. Vahlendick war nur drei oder vier Jahre Atelierinhaber gewesen. Gegründet wurde das Atelier bereits 1857 von F.H. Dethleff.
Rostocker Zeitung 06.04.1894
Nicht lange nach Eröffnung des Ateliers wandte sich Brucksch an den mecklenburgischen Großherzog Friedrich Franz III.: „Rostock, 20. September 1894
Durchläuchtigster Großherzog, Gnädigster Großherzog und Herr!
Euer Königlichen Hoheit naht sich der Unterzeichnete ehrfurchtsvoll mit nachstehender Bitte.
Der Mangel wirklich guter photographischer Portraits von Höchstihrer Person im Lande einerseits, die häufige Nachfrage Höchstihrer getreuen Unterthanen nach solchen Bildern andererseits gibt mir Veranlassung, Eure Königliche Hoheit zu bitten, daß mir von Euer Königlichen Hoheit die erlaubnis ertheilt werde, Höchstdieselben photographieren zu dürfen zum Zwecke des Verkaufs der Bilder im Kunsthandel.
Proben meiner photographischen Leistungen erlaube ich mir gehorsamst beizulegen.
Sollten Eure Königliche Hoheit meine unterthänigste Bitte zu erfüllen geneigt sein, so werde ich mich auf Befehl Euer Königlichen Hoheit mit meinem Apparat in Gelbensande einstellen.
In tiefster Ehrfurcht erstehe ich
Euer Königlichen Hoheit
Unterthänigster
Karl Brucksch
Photograph“
Der Brief ging am 21.09. im Jagdschloß Gelbensande ein. Der Großherzog verfügte die Bitte „abzuschlagen, da ich Rostock verlasse.“
Auf den frühen Rostocker Aufnahmen von Brucksch wird noch auf den Vorbesitzer des Ateliers verwiesen.
Aus dem Jahr 1895 sind einige Stadtansichten (als Reproduktionen von Foto-Eggers aus den 1980er Jahren) überliefert, die von Carl Meyers Kunsthandlung verlegt wurden.
Blick zur Universität. Ganz links im Bild das Haus Blutstraße 14, die Hausnummer ist am Balkon angebracht. Über der Hausnummer ist ein Schild „Hofphotograph“ angebracht. Zwar war in der Blutstraße 14 nur bis 1892, also vor der Rostocker Zeit von Brucksch, ein Hoffotograf tätig, aber mindestens bis 1896 wurde (nicht ganz legal) von den Ateliernachfolgern mit dem Hoffotografentitel geworben.
Von den abgebildeten Häusern hat keines den 2. Weltkrieg überdauert. Das Haus links im Bild hat die Adresse An der Hege 5. Es steht an der Ecke zur Kronenstraße. Rechts im Bild noch knapp zu erkennen ist ein Teil des recht bekannten gotischen Doppelgiebelhauses Am Schilde. Wie bei vielen Häusern in dieser Zeit ist der Giebel verputzt, erst nach 1900 wurde der Backstein freigelegt.
Brucksch fotografierte auch in Warnemünde:
Im Jahr 1900 zog Brucksch in das Atelier Hopfenmarkt 28.
Rostocker Anzeiger, 27.03.1900
CDV von 1900/1901, abgebildet ist Gerda Meissenburg, deren Bruder sich von Fritz Blohm ablichten ließ
CDV frühestens 1901, nach einer Prämierung der Arbeiten von Brucksch in Güstrow; siehe obere Zeile der Rückseite
Kabinettformat mit Schmuckvignette
CDV, abgebildet ist wieder Gerda Meissenburg, die über einen Zeitraum von ca. 5 Jahren Karl Brucksch „treu blieb“.
Pergaminhülle zur Verpackung von Visitporträts
1902 wurde Brucksch zum 2. Vorsitzenden des Verbandes Mecklenburgischer Fotografen gewählt.
Bis 1906 blieb Brucksch in Rostock, dann zog er nach Dresden, wo er bis 1935 ein Atelier betrieb.